Ratgeber Verbraucher: Begriff „Massentierhaltung“ wird oft irreführend gebraucht
(djd). Der Begriff „Massentierhaltung“ wird nach Ansicht von Experten oftmals irreführend gebraucht. Denn damit wird unterstellt, dass die Haltung einer größeren Anzahl von Tieren deren Wohlbefinden und Gesundheit grundsätzlich beeinträchtigt. Tatsächlich ist nicht die Anzahl der Tiere entscheidend, sondern Faktoren wie ausreichend Liegeplatz, die Möglichkeit zu Bewegung und zu Sozialkontakten, gute Luft- und Lichtverhältnisse, eine ausgewogene Fütterung sowie eine insgesamt tiergerechte Behandlung durch gut ausgebildetes Personal und eine verantwortungsvolle Betriebsführung. Prof. Volker Krömker von der Hochschule Hannover etwa weist darauf hin, dass Milchkühe in Deutschland im Moment so eutergesund sind, wie sie es noch nie seit der Erhebung der Daten waren. Über ihre Erfahrungen sprechen Milchbauern in Youtube-Videos auf dem Kanal „My KuhTube**„.
Wir haben mit Prof. Dr. Peter Kunzmann über Massentierhaltung gesprochen. Er lehrt am Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover.

Foto: djd/Landesvereinigung der Milchwirtschaft/LVN
Welches Verhältnis hat der Mensch heute zum Haustier und zum Nutztier?
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– Mittlerweile ist das Verhältnis stark gespalten. Haus- und Hobbytiere werden zunehmend „vermenschlicht“ und erfüllen eine sogenannte Companion-Funktion. Nutztiere dagegen sind heute in der Welt vieler Menschen kaum noch präsent. Seit den 1970er-Jahren etwa haben immer weniger Menschen Erfahrungen mit Nutztieren und zeigen sich daher über deren Haltungsbedingungen oft schockiert.
Ist die Massentierhaltung deshalb für viele Verbraucher ein rotes Tuch?
– Ja, eine Ursache liegt in dieser Entfremdung. Viele Verbraucher nehmen es den Bauern zudem übel, wenn sie betriebswirtschaftlich arbeiten, sprich: technisch innovativ, effizient und standardisiert. Die Deutschen lieben Landwirtschaft, wenn sie klein und kuschelig ist.
Schließen Tierwohl und Massentierhaltung einander aus?
– Nein, nicht unbedingt. Entscheidend ist die Betreuung und dass man genau hinschaut, was die Tiere brauchen. Bei Schweinen ist es beispielsweise wichtig, sie bei Laune zu halten und für ausreichend Beschäftigungsmaterial zu sorgen. Je mehr Tiere der Landwirt hält, desto zeitintensiver fällt die Betreuung aus.

Foto: djd/Landesvereinigung der Milchwirtschaft/LVN
Überwiegend Familienbetriebe
In niedersächsischen Ställen leben nach Angaben der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen e.V. (LVN) derzeit durchschnittlich etwa 95 Milchkühe in einem Betrieb. Insgesamt gibt es in dem Bundesland über 8.400 Milchviehbetriebe. Bei der letzten Erhebung wurden lediglich 51 Betriebe mit mehr als 500 Kühen registriert, das waren 0.3 Prozent an der Gesamtzahl der Höfe. Weit über 1.000 Betriebe besaßen weniger als zehn Kühe. Die weitaus meisten Betriebe in Niedersachsen werden von Familien geführt. Mehr Informationen zum Thema gibt es unter www.milchwirtschaft.de**.